Ergotherapie

Ergotherapie gehört nicht zu den empfohlenen Therapieverfahren der ersten Wahl bei ADS/ADHS. Ergotherapie ist eine Ergänzung, zur gezielten Beeinflussung einzelner Symptome, aber nicht geeignet eine ADS/ADHS-Symptomatik vollständig zu lindern. Ein guter Anhaltspunkt ist, dass etwa 3 von 10 Kummerpunkten beseitigt werden können. Es ist also praktisch immer eine Kombination mit anderen Therapien nötig (deshalb auch "multimodale Therapie"). Mögliche Therapievarianten sind:

Attentioner-Training (oder ähnliche Therapieprogramme)

Ein zentrales Problem vieler Kinder und Jugendlicher mit ADS/ADHS besteht darin, dass sie ihre Aufmerksamkeit nicht gezielt steuern können. Das Attentioner-Training nutzt neuropsychologische und verhaltenstherapeutische Therapieelemente mit dem Ziel, die Aufmerksamkeitssteuerung von Kindern zu verbessern. Die Kinder sollen lernen besser zuzuhören, sich weniger ablenken zu lassen, andere weniger abzulenken und ihr Arbeitsverhalten zu strukturieren. Das Training umfasst 15 - 20 Trainingseinheiten zu je 60 Minuten, sowie ein oder mehrere Elterngespräche.

Sozialkompetenztraining / Psychomotorik

Einige Ergotherapiepraxen bieten auch in Einzeltherapie oder Kleingruppen eine Verhaltenstherapie zur Verbesserung der Sozialkompetenz an. Diese Therapieform nutzt Rollenspiele, um den Kindern und Jugendlichen mit impulsiven ADHS-Symptomen zu helfen besser mit Gleichaltrigen zu recht zu kommen. Aus meiner Sicht ist diese Methode nicht erste Wahl, wenn es um familiäre Konflikte geht.

Feinmotorik und Koordination

ADS/ADHS wird fast immer von fein- und grobmotorischen Koordinationsstörungen begleitet. Eine Ergotherapie kann helfen diese zu lindern. Oft verschwinden diese Schwächen fast vollständig unter einer medikamentösen Therapie, besonders wenn gleichzeitig viel Sport getrieben wird. Auch nach Absetzen der Medikation ist dann oft die Koordinationsstörung nicht mehr präsent, so dass Ergotherapie hier von fragwürdigem Nutzen ist.

Anmerkung:

Am besten hilft die Ergotherapie, wenn täglich geübt wird was die Therapeutin als Hausaufgaben mitgegeben hat. 45min/Woche allein nützen fast nichts. Es sollten klare Therapieziele vereinbart und spätestens nach 3 Monaten diese kontrolliert werden, ob sie auch erreichbar sind. Der übliche Therapieumfang sind 20 - 40 Therapiestunden, danach sollte ein Therapieerfolg auch spürbar und eine Behandlungspause vertretbar sein. 

Grundsätzlich ist Ergotherapie Leistung der gesetzlichen Krankenkasse, Kosten entstehen nicht.